01.12.2010

Mittwoch

Frauen sollen laut Montaigne, einem französischem Philosoph, nicht in der Lage sein, Freundschaften zu schließen. Aber der lebte im 16. Jahrhundert, die Meinung könnte sich überholt haben. Auch Henry de Montherlant meinte, dass die Freundschaft zweier Frauen nur ein Nichtangriffspakt ist.

Ist das so? Sind Frauen zu echter, lebenslanger Freundschaft nicht fähig?
Der Berliner Philosoph Simmel definiert Freundschaft über das Eindringen in die Sphäre des Anderen. Das können Frauen. Aber ein Leben lang? Schaffen wir das nicht? Zicken wir zu schnell und dadurch sind es Lebensabschnitts-freundschaften? 
Bei Männerfreunden ruft man nach drei Jahren, in denen man ohne jeden Kontakt war, an und sagt, ich bin in der Stadt, laßt uns ein Bier trinken gehen. Das geht! Frauen sind komplexer. Klar zeitlich definierte Melderegeln sind nur eine  von wirklich vielen komplizierten Sachen. Das macht diese Freundschaften nicht einfacher.
Wenn wir aber zu langen Freundschaften nicht fähig sind sollten, wie funktioniert das dann, wenn "Schluß" ist, wird die Freundin uns egal?
Geht das? Kann einem jemand egal sein, der die Abgründe des eigenen Charakters kennt?

Die beiden Franzosen haben keine Ahnung. Frauen sind zu echten, langen Freundschaften fähig.
Denn eine Freundin prägt die andere. Da kann die innerliche oder geografische Distanz noch so groß sein und es ist egal was passiert oder egal was war: `ne Freundin bleibt immer ne Freundin.